Mittwoch, 14. Dezember 2016

Zu Besuch im Volkstheater Wien bei Bilderbuch

Am 13. Dezember gab die derzeit wohl innovativste Formation im deutschen Sprachraum ein Gastspiel im Wiener Volkstheater. Ehrwürdige Location, ehrwürdiger Abend.
Es fängt mit einem Sektflöterl vor Konzertbeginn an. Ein bisschen bekannte Gesichter schauen.
Thomas Rabitsch und Julian le Play sieht man... Mehr dann doch nicht.

Garderobe, Check. Rechts, oben, Reihe 1, Sitz 7, NICHT Fußfrei, Check. Man erkennt deutlich: Die Menschen waren nicht immer durchschnittlich 1,80 Meter groß und arrangiert sich.
Der Vorhang hebt an, Bilderbuch betreten die Bühne. Mit Vergnügen,Kraft und Energie.
Erster Song "Stress", vom vielleicht bald erscheinenden Album. (Release zwischen März und Mai 2017, just my 2 cents.) Kann man sich auch auf youtube anhören. Gewöhnungsbedürftig beim ersten Mal, aber mittlerweile geht der Song rein.

Ernst ist weniger schillernd gekleidet als gewohnt. Goldene Hose in der Reinigung? Dafür trägt Michael Krammer heute ein Netzleiberl. Sexy. Später stellt sich heraus, das dezente Hemd des Maurice Ernst ist in Wahrheit bereits Jahrzehnte alt, vom Großvater. In der 2. Hälfte des Abends wird der Sänger einen hübschen Streifenpulli in Schwarz/Weiß gehalten tragen, von der Großmutter. Jetzt weiß man auch, wer die Jungs zu ihrer Freshness inspiriert hat. Obwohl... die absolut unfreshe weiße Karottenhose des Gitarristen geht dann leider gar nicht. Sorry Michi.

Bilderbuch spielen an diesem Abend fast ausnahmslos Lieder ihres aktuellen "Schick Schock" Albums, oder aber Songs des kommenden. Die neuen Songs funktionieren Live wunderbar. Ein Highlight stellte jedenfalls das 7. Investment oder Investment Nr.7 dar. Auch Bungalow wird zum Gassenhauer werden. (Wurde gleich zwei mal gespielt - Live Probe und so... die dürfen fast alles) Einer der treibendsten Songs vom SchickSchock Album, nämlich Gigolo, ist Live leider jedesmal ein wenig Kraftlos, was schade ist, da die Nummer am Album so richtig fetzt. Aber das ist jammern auf hohem Niveau. Wir hören Spliff, Softdrink, Willkommen im Dschungel, Maschin und überhaupt alles und alles gut.
Maurice Ernst konferiert herrlich mit dem Publikum. Er spricht über Weihnachten, über seine Großeltern (liebe grüße an dieser stelle), davon wer den schönsten Arsch hat und lässt singen. Habe ich schon erwähnt, dass das Pubikum ab der ersten Nummer von den Sitzen aufsteht? Begeisterung! Hat die Band Spaß, hat auch das Publikum Spaß. (Regel Nr.37)
Nach Om verlassen Bilderbuch fast ein wenig überraschend die Bühne. Schon vorbei? Einstimmig wird mindestens eine Zugabe gefordert. Und siehe da, "Kopf ab"! Ein Song vom Pest im Piemont Album. Geht doch. Und dann, man rechnet schon gar nicht mehr damit, *Trommelwirbel* bringen die doch tatsächlich "Moonboots". "...du tanzt schon so lang... mit dem falschen Mann..." Danke! Einen besseren letzten Song gibt es nicht. Wenig später verbeugen sich Bilderbuch demütig vor dem Auditorium, selbiges verlässt beseelt den Saal. Es ist, als ob man gleich zwei mal ein Haus aus gold´nem Perlmutt geschenkt bekommt oder so ähnlich.

Samstag, 3. Dezember 2016

RopoLektro bei Overkill in der Szene Wien

Am 18. November war es wieder mal so weit.

Overkill spielten - supported von Shredhead aus Israel, Desecrator aus Australien und Crowbar aus den U.S. - im Rahmen eines kleinen aber feinen Indoor-Metalfestes in der Szene in Wien.

Ich also hin mit meinen Freunden. Nachdem eine "Unterlage" von Nöten war, kehrten wir beim Wirt neben der Szene noch schnelll auf Berner Würstel mit Pommes ein. So versäumten wir zwar einen großen Teil des Openers Shredhead, dafür stand dem restlichen Abend nichts mehr im Wege. Thrash von feiner Klinge schallte um die Kurve als wir die Szene betraten...

Unsere volle Aufmerksamkeit bekamen Desecrator aus Australien. Alleine wegen des sehr sympathischen Auftretens. Helden in Unterhosen, quasi. Die 4 Jungs spielten doch tatsächlich nur in der (natürlich schwarzen) Unterwäsche, mit der einleuchtenden Begründung, dass nach 36 Tagen on the Road schon mal die (Ober)-Wäsche ausgehen kann. Nicht nur Outfit und Spielfreude passten bei Desecrator. Auch die Musik, Thrashmetal mit ein bissi Rock n´Roll war leider geil. Hervorzuheben ist definitiv das versierte und irrsinnig schnelle Spiel des Drummers (Jared Roberts) und die anmutige Schönheit und Herrlichkeit von Gerad Biesboer am Bass. Der blonde Schöne hat sichtlich Frauenherzen höher schlagen lassen. Nach einer EP und einem Live Album kommt noch heuer das Debüt des Quartetts in die Läden. Vormerken, rein hören!

Nach kurzer Umbaupause betreten Crowbar die Bühne. Die waren ganz groß in den 90ern, falls sich noch jemand erinnert. Es gab damals das von Phil Anselmo produzierte Album "Existence is Punishment". Womit wir auch schon beim Grundcharakter ihrer Show in der Szene wären... Ich mag Doom, ich mag Doom Einflüsse, ich kann mit Crowbar leider nichts mehr anfangen. Seit 11 Alben lautet das Motto von Crowbar schlicht und einfach: More of the Same. Leider zu wenig für meinen Geschmack. Aufgrund der eintretenden Fadesse während des Crowbar Gigs bleibt Zeit zum Austreten, Bier besorgen und Zigarette rauchen im Hinterhof der Szene. Da kann man auch gleich die Merchandise Artikel ein bisschen durchsehen...

Bei Overkill weht dann ein anderer Wind durch die Venue. Die Band ist da, Bobby "Blitz" Ellsworth kommt zum Einsatz wie ein Kobold auf die Bühne gesprungen. Opener ist Armory, der Kracher vom aktuellen Album "White Devil Armory" und in dieser Gangart gehts durch die ganze Show. Overkill spielen viele ihrer alten Hits. Die Band ist in Topform, der Bobby Blitz ist großartig bei Stimme, auch die Arme sind gezielt eingesetzt. Hehe. Von der ersten bis zur letzten Nummer Strom! Balladen werden überbewertet...(das sollte mal jemand Miles Kennedy von Alter Bridge erklären). Apropos letzte Nummer. Spielten die doch tatsächlich Emerald von Thin Lizzy. Ein Juwel, gecovert von Juwelieren ihres Fachs. Overkill waren großartig und hätten sich eine ausverkaufte Szene verdient. Die gut 250 Metalheads machten aber auch ordentlich Stimmung.

Toller Abend, Overkill.
Vielleicht bis zum nächsten mal, von mir aus gerne.