Montag, 22. Mai 2017

Ropolektro beim Bilderbuch Open Air in der Arena in Wien

Die Letzten werden die Ersten sein. Das für den 18. Mai anberaumte Bilderbuch Konzert in der Arena war so schnell ausverkauft, dass sich die Burschen zu zwei Zusatzshows überreden ließen. Also folgten Termine am 17. und 19. Mai. 3 Tage Bilderbuch in der Arena. Die Spatzen pfeifen von den Dächern schon alle Songs mit. Ich also hin, mit Freunden, am 17. und ich staune nicht schlecht über die gewaltige Anstellschlange vor der Arena, oder besser, um die Arena herum.

Das wichtigste bei einem Open Air, das Wetter. Preiset den Wetterherrn, er war unserer Textilien gnädig. Das zweitwichtigste ist dann schon, das Gelände betreten zu dürfen bevor der Support Act die Bühne betritt. Das gelang nur bedingt. Mavi Phoenix, Support am Donnerstag, spielt gerade ihre letzten beiden Songs als wir in das ehrwürdige Gelände der Arena vorgelassen werden. (Habe ich schon erwähnt, dass da eine echt lange Schlange vor der Arena war? Also..., unerhört lang...) Schade, von Mavi Phoenix hätte ich gerne mehr gesehen/gehört. Interessierten sei an dieser Stelle das Video zu "Quiet" oder das zu "Love Longtime" empfohlen.



Eine knappe halbe Stunde später, es ist noch nicht ganz finster, entern Bilderbuch die Bretter die... „Wien!" - „Uhh, Yeah...". Das Publikum ist von kreischend Jung bis zurückhaltend Alt und von Anfang an dabei.
"Stress." Es dauert ein paar Songs, bis Maurice Ernst und seine Jungs auf Betriebstemperatur sind. Bei "Sneakers4free" (der ca. 4. Song) ist es dann soweit. „Wien. Hörst du Gospel!" Irgendwann während der ersten Songs haben sich zwei Ladies auf die Bühne geschlichen. Beziehen neben dem Schlagzeug Stellung, in ihren weiten, farbenprächtigen, wallenden Gewändern, und gospeln ihre Backgrounds derart leibesfüllig, dass man regelrecht die Ohren anlegt und leise um mehr bettelt. Diese beiden geben den Songs mit ihren großartig arrangierten Uuhs und Oohs eine extra Portion Eier.

Maurice Ernst ist weniger schillernd gekleidet als sonst. Heute hat er so eine dunkle Karottenanzugshose an wie damals Falco beim legendären, in Jahresschleife vom ORF ausgestrahlten, Donauinsel Konzert. Oberteil: weiß, eng, mit Muskeln. Sieht gut aus.
Der Mizzie Blue an der Gitarre durfte diesmal das Hawaii Hemd tragen. The Bass wears black tonight und der Schlagzeuger trägt Frisur.

„Willkommen bei den Wiener Festwochen", sagt Ernst, sichtlich gerührt ob der drei ausverkauften Termine. Überhaupt ist er ein großer Entertainer, dem Kommunikation mit dem Publikum nicht fremd ist, im Gegenteil, Ernst geht großartig mit den Leuten um. "Om" wird gespielt und danach "Gigolo". Es gibt gute und böse Gigolos, bekommen wir erklärt. Funktioniert viel besser als sonst, der Song. Danach sind wir aufgerufen uns zu entspannen, mittels "Spliff", wer möchte. Die Arena ist so voll, wie die Schlange vor der Türe lang war. Ich sehe keine enttäuschten Gesichter, nur glücklich alle. Und es lässt sich beobachten, dass jeder einen anderen Lieblingssong hat. Ich fand "Investment Nr.7" gut, unter anderem. Überhaupt mag ich diesen leicht zerrissenen Funkstil, den Bilderbuch immer wieder pflegen. Nach "Babylon" kommen wir in die Zielgerade des Konzertabends. Die Kracher die sogar meine Arbeitskollegen kennen und mögen, "Machin'" und "Bungalow". Darauf können sich alle einigen.

Es stimmt, ...manchmal verliebt man sich in eine Band. Und dann möchte man mehr, auch wenn man weiß, dass am nächsten Tag wieder alles vorbei sein wird. Und so kommt es, dass sich Bilderbuch nach "Bungalow" respektvoll vor dem Auditorium verbeugen und hinter der Bühne verschwinden. Es wird gejubelt und geklatscht. Die Band wird gefeiert. Zurecht. Der Applaus ebbt nicht ab, die Crowd hört nicht auf, mehr zu fordern und Bravo! Da kommen sie wieder, mit "Barry Manilow" im Gepäck. „Lass mich sein ein Dancing Star, in Vienna-Copa Kagrana..." Horazdovsky und Scheibl gehen, Maurice und Mizzie bleiben und erklären uns ihre Liebe. „Diese Welt ist kalt, so cold, ...so cold." Wunderschön, verspielt, ehrlich. Danke, ich glaube das ist "Sweet Love". Und dann sind sie weg.

Abermals wollen die Leute nicht wahrhaben, dass es jetzt vorbei sein soll. Dass dieser Abend der Liebe ein Ende findet. Geht gar nicht, was auch Bilderbuch zu verstehen scheinen, kehren sie doch abermals zurück auf die Bühne. Und wenn die glücklichen Menschen nicht mit einem "Sweet Love" nach Hause gehen wollen, dann gibt's jetzt eben die volle Breitseite.
"Joghurt auf der Bluse", in all seiner Härte. Und danach gleich noch "Kopf ab" vom 2009 erschienenen Nelken & Schillinge Album.
Wohl der Song und das Video, mit dem Bilderbuch zum ersten Mal versucht haben ein wenig in die Fläche zu wirken.
Nach "Kopf ab" ist endgültig Schicht im Schacht.
Die schwarze Luft hat sich längst über die Stadt gelegt, wir gehen heim, wohlwissend dass dieser Abend nachwirken wird.

Ein "Konzert des Jahres" Anwärter, definitiv.

Ropolektro gedenkt, dem leider von uns gegangenen, Chris Cornell.


Demnächst an dieser Stelle: Ropolektro bei Elektro Guzzi im Porgy & Bess.

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